Aus Kapitel 2: Vom Nutzen der Natur.

Die schmerzhafte Entdeckung der Kränkung

Nr. Art d. Kränkung Durch Bemerkung
0 Ich bin ein Stück der Welt jedes Kind Das Ich erkennt sich selbst als ein Stück der Welt.
1 kosmologisch Kopernikus 1543 Die Erde ist nicht Mittelpunkt des Universums, der Mensch nicht Mittelpunkt der Welt.
3 psychologisch Freud 1895 Der Mensch ist noch nicht einmal Herr der eigenen Handlungen, sondern vom Unbewussten gelenkt.
2 biologisch Darwin 1859 Die Menschheit ist in das Entwicklungssystem der Organismen eingegliedert.
4 ethologisch Heinroth 1910 Nicht nur unser Körperbau, sondern auch unser Verhalten ist aus dem Tierreich hervorgegangen.
5 epistemologisch Lorenz 1941 Auch unsere Wahrnehmung und Denkfähigkeit ist auf den Mesokosmos[1], an den wir phylogenetisch adaptiert sind, beschränkt und selbst dort nicht objektiv.
6 soziobiologisch Wilson 1975 Selbst unsere sozialen, moralischen und altruistischen Denk- und Verhaltensweisen, sogar die Forderung nach Erhalt der Menschheit, beruhen auf evolutionärer Selektion.
7 Computermodell des Geistes Gegenwart Die Aussicht auf Maschinen (künstliche Intelligenz), die unsere geistigen Leistungen erreichen und sogar übertreffen.
8 ökologisch Nahe Zukunft Der Mensch ist in die für ihn essentielle Biosphäre eingebunden und wegen Kränkung Nr. 5 unfähig, sie vollends zu verstehen und zu beherrschen.
9 neurobiologisch 21. Jahrhundert Auflösung des Dualismus von Körper und Seele.

[1] Als Mesokosmos (von altgriechisch „μέσος“: Mitte; κόσμος: Welt, Ordnung [1]) wird in der Philosophie der Gegenstandsbereich für den Menschen anschaulich erfassbarer Objekte bezeichnet. Dieser wird als Zwischenbereich zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos aufgefasst. Verwandt ist dieser Ansatz mit dem triadischen Denken, das die menschliche Kultur als eigene dritte Welt oder auch als „Mittelwelt“ begreift. Das Konzept des Mesokosmos ist ein zentraler Begriff der Evolutionären Erkenntnistheorie und hängt dort mit einem sozialen Konstruktivismus bezüglich vieler Erfahrungsgegenstände zusammen. Ideengeber ist insbesondere Konrad Lorenz, der im Rahmen seiner eigenen ethologischen Forschung und unter Einbeziehung der Erkenntnistheorie Immanuel Kants die Hypothese aufstellte, dass die von Kant für a priori gehaltenen, die Erfahrung strukturierenden Bedingungen stammesgeschichtlich – also evolutionär – entstanden seien.
Vgl. Konrad Lorenz: Kants Lehre vom Apriorischen im Lichte gegenwärtiger Biologie. In: Blätter für Deutsche Philosophie. Band 15, 1941, S. 94–125; auch in: Ders.: Das Wirkungsgefüge der Natur und das Schicksal der Menschen. München 4. Aufl. 1983, S. 82–109; sowie in: Ders. / Franz M. Wuketits (Hrsg.): Die Evolution des Denkens. München 1984.Als Begriff wurde Mesokosmos allerdings erst 1975 von Gerhard Vollmer gebraucht.Gerhard Vollmer: Evolutionäre Erkenntnistheorie. Hizel, Stuttgart 1. Aufl. 1975, 2. Aufl. 1980, S. 161. (Siehe Wikipedia).