Philosophie des menschlichen Daseins. 7 Bände. Leseproben

Burningman

Braccio-di-Bartolo-Statue-Palazzo-PittiGrafiken und Bilder aus den Originaltexten wurden nicht in die Leseproben übernommen. Keine Anmerkungen und interne Verlinkungen im Text, außer in Band 7.
Die Textauswahl aus ca. 3.400 Seiten im Word-Format erfolgte zufällig. Deshalb wirken einige Begriffe unbestimmt, sind weder erläutert noch erklärt.
Das ist in den Orginaltexten natürlich nicht so.

New York City

Was bringt uns heute noch Philosophie? Die Frage ist nicht ganz unberechtigt, haben doch Einzelwissenschaften und Technik im weitesten Sinne die geistige Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Wirklichkeit übernommen. Und das auch noch weltweit.

Was soll Philosophie noch zu den hochspezialisierten Einzelwissenschaften hinzu tun? Mathematik und Physik haben schon das „Gottesteilchen“ im Fokus ihrer Forschung, bringen uns sicher zum Mond und wieder zurück. Demnächst steht der Mars auf dem Fahrplan.

Die Medizin hat ihren Anteil daran, dass die Menschheit immer älter und die deutschen Rentenkassen immer ärmer werden und mit der modernen Humangenetik alle Unterdisziplinen unterwegs sind, den Menschen von seiner wissenschafts-beleidigenden Endlichkeit vollends zu befreien.

Die politische Ökonomie kommt mit dem Menschenbild des homo oeconomicus, einem veritablen Volltrottel, der das theoretische Modell eines blinden materiellen Nutzenmaximierers zur Beschreibung menschlichen Handelns begründet, ungestraft durch unser Zeitalter und quer über den Globus in die höchsten Entscheidungsgremien, in denen das persönliche Schicksal von uns allen, auch den Nicht-Griechen maßgeblich bestimmt wird.

Und dann erst die modernen Informationswissenschaften, die nicht nur bei blinden Algorithmen ihren technikbegeisterten Dauerlustgewinn finden, sondern gleichzeitig und zunehmend sich seit Chomsky der Sprachwissenschaft in Form von neurolinguistischem Programmieren bemächtigt.

Was bleibt für die Philosophie zu tun, wenn die Statistik, mittlerweile zur Königsdisziplin der Sozial- und der Volkswissenschaften avanciert, die Bedeutung philosophischer Themen für das alltägliche Leben der Menschen im Promillebereich vermisst?
Aus den Naturwissenschaften, außer der theoretischen Physik und Mathematik ist wenig an Interesse an philosophischen Fragestellungen zu vernehmen. Ein wenig kommt aus den sogenannten Kulturwissenschaften, aus Kunst und Literatur, mithin hat Geschichte noch einzelne Berührungspunkte.
Die Politik, gleichwohl sie gerne das Gegenteil in ihr gänzlich auf Machterhalt und den Status Quo ausgerichtetes Vokabular aufnimmt, hat sich von jeder noch so dürftigen Philosophie verabschiedet.

Für Abschiedsreden ehemaliger ebenso desinteressierter Kollegen, Nachrufe und Preis- wie Ordensverleihungen wird dann schon mal Kant oder Weber, der aber Soziologe war, zitiert. Für solcherart Veranstaltungen werden auch schon mal vermeintliche Vertreter der Philosophie, aber nur solche, die eine nachweisbare Medienpräsenz aufweisen können, aus den Talk Shows nach Frankfurt am Main, Berlin oder andernorts zum „Kings Speech“ eingeladen.
Insgesamt gibt die akademische Philosophie heute eine traurige Figur ab. Ihr Status in der modernen Gesellschaft darf als irrelevant bezeichnet werden. Die verbeamteten Denker genießen noch einiges Ansehehen, aber nur, weil sie am Ansehen ihrer Vorgänger noch partizipieren. Man begegnet ihnen fast nie, was eher ein Vorteil für die Philosophen ist, denn dann hört man nichts und muss eben so wenig verstehen. So hält sich noch ein Nimbus von Geheimkenntnis und denkerischer Potenz und so lange der sich empirisch selbst nicht decouvriert, können die Staatsgelehrten ruhig und unerkannt weiter sinnieren.

Die mittlerweile umfassende Irrelevanz versucht die akademische Philosophie dadurch zu bekämpfen, dass sie den Status der Wissenschaftlichkeit anstrebt, wozu ihr die Analytische Philosophie zu Diensten ist. Der Name suggeriert ernste Wissenschaft und damit sichere Erkenntnis von Grund auf und im Ergebnis, alles auch methodisch nachvollziehbar und nachprüfbar. Der Erfolg einer gesellschaftlichen Anerkennung bislang blieb aber aus und die Wahrscheinlichkeit, dass die Analytischen Philosophen dereinst den Preis für ihre Unterwerfung an einen zutiefst unphilosophischen Gedanken einstreichen werden dürfte gleich Null sein.

Würde man den aktuellen Zustand der Philosophie betriebswirtschaftlicher Betrachtung unterziehen, dann sähe es auf der Habenseite verheerend aus. Das Betriebsvermögen ist aufgebraucht, der Personalstand für einen produktiven Einsatz fast unbrauchbar, alles ist zwar abgeschrieben, aber weit und breit kein Potenzial für eine Erneuerung sichtbar.

Was tun also bei solch einem Betriebszustand? Liquidieren und somit alle philosophischen Aktivitäten einstellen? Schauen wir mal auf die Sollseite, also dahin, wo Philosophie ihren „Markt“ hat. Zuerst stellen wir fest, dass Philosophie keinen Markt hat und auch dort, wo der Markt der Meinungen, Anschauungen und Ansichten stattfindet, Philosophie nichts zu suchen hat. Denn dort tummeln sich philosophische Ratgeber aus den unterschiedlichsten Provenienzen, Journalisten, Religiöse, Therapeuten und Kräuterhexen, neuerdings vermehrt erfolgreich Köche und Social Media Berater für das Volk der Follower.

Ein klassisches Feld der Philosophie war und ist die Politik. Hört man heute Politiker, dann äußern sie, dass sie Politik im zwanzig Minuten Rhythmus machen, also keine Zeit haben, nachzudenken. Und man hört zum Beispiel, dass gerade aktuell unter dem Druck von Krieg und Flüchtlingswellen die Idee eines solidarischen Europas zugrunde geht, genauer Europa daran zerbricht, weil es keine tragende Idee von Solidarität mehr besitzt.
Nachdenken und Ideen, über die Tragfähigkeit von Ideen nachzudenken, etwa darüber, ob und inwiefern Solidarität, Humanismus und Menschenrechte heute politisch zusammengehen, neue Ideen  denken, alles das ist ureigenste Sache der Philosophie und die Grundlage politischen Handels. Wenn Politik also keine Zeit hat, über die eigenen Handlungsgrundlagen nachzudenken, was dann?

Ein anderes Feld war und ist die Ökonomie. Ein reicher Mann aus der IT Branche für Business Intelligenz Software, Cloud-Lösungen und Datenbanken aus dem „Ländle“ sprach kürzlich stolz den Satz ins TV Mikro:
Ich träume nicht von Ideen, ich verändere die Welt mit meinem Geld.
Und irgendwann gab es dann einmal einen neuen Bundesliga Fußballverein und andere, hilfreiche und wohltätige Dinge auf der Welt. Aber bei dem ausgesprochenen Satz wird einem ja doch irgendwie peinlich und widerlich zugleich zumute, zumal es heute generell in der Wirtschaft üblich, ja sogar gefordert ist, sich weit weg zu positionieren von Nachdenklichkeit und jeglicher Art von Idee, es sei denn der von Nützlichkeit resp. Eigennützlichkeit, wirtschaftlicher Effizienz und Wachstum. Und wenn die Lebensgrundlagen von Mensch, Tier und Natur dabei draufgehen, bloß nicht nachdenklich werden.

Ich bin Macher, kein Träumer, so neulich gesprochen, ist das Mene Tekel des Neokeynesianismus und einer Ökonomie insgesamt, der die Ideen derart ausgegangen sind, dass, egal was ihre Repräsentanten in den Vorständen und Aufsichtsräten auch machen, es floppt an allen Ecken und Enden und deren idee- und konzeptloses Versagen schlussendlich wie im besten Kommunismus an der Allgemeinheit sozialisiert wird. Das gilt nicht nur für die Banken, die privaten wie die Notenbanken, die in dieser Hinsicht mit großem Abstand führen.

Wir sehen die „Bosse“ von Unternehmen von Atom- und fossiler Energiewirtschaft nach dem Volk schreien, wenn es um die Kostenübernahme etwa für Endlagerung oder Arbeitsplatzsicherung geht. Sie selbst sind sich keiner kriminellen Handlung wie etwa bei Siemens oder der Autobranche zu schade, schmieren, was das Zeug hält, kassieren geldgierig ihre Boni, schreiben Victory-Zeichen neben feist grinsenden Bubigesichtern in die Gerichtssäle; für so eine Geste mit dem Gesicht hätte der in der Schule ordentlich Dresche bekommen, wöchentlich.

Wo nachdenken und Ideen keine Rolle mehr spielen, kommt umso kräftiger das Ich ins Spiel. Im beruflichen Alltag gibt es das Ich zweimal. Einmal als Ich in Verbindung mit einer Funktion oder einem Eigentumstitel, einmal als Wir, wenn über die Belegschaft eines Unternehmens oder über den Bürger gesprochen wird. Einmal ist dieses Ich ein Haftungsausschluss, zum anderen meint es eine Allgemeinheit, sei es als Belegschaft oder als Bürger, die als Gesamthaftung bestimmt ist.

Geht man zurück auf die Idee der bürgerlichen Gesellschaft, dann definiert sich der Einzelne als Verantwortlicher im Sinne des Code civil, des Bürgerlichen Gesetzbuches, gleich, welches Recht zur Anwendung kommt. Verantwortung und Haftung lassen sich eigentlich nicht trennen. In der modernen Gesellschaft aber ist im Berufsleben und der Ökonomie  von Kapitalgesellschaften insgesamt aber gerade das geschehen.

Die Bestimmung des Bürgers als eigenverantwortliches Subjekt (Subjekt, insofern eine Handlung von ihm ausgeht) ist eine historisch späte Erfindung, die eng verbunden ist mit den Namen Kant und Napoleon (es gibt natürlich viele mehr) und mit einer Neubestimmung des Verhältnisses von Allgemeinem, Besonderen und Individuellem. Also ein ureigenstes philosophisches Thema, das aber wenig interessiert. Vor allem nicht Vorstände und ähnliche Funktionsträger.

Aber nur weil Ideen, Nachdenken, Verantwortung und Haftung nicht mehr interessieren, kann man nun nicht dem Schluss anheimfallen, diese Themen hätten sich mittlerweile erledigt; im Gegenteil.

Ganz aktuell wird in der Pharmamedizin und der ihr angeschlossenen Vertriebsorganisation Kosmetikindustrie an neuen Life Style Produkten gefeilt, die einst als reine Verhütungsmittel für Frauen, besonders für junge Frauen gefertigt wurden. Nun übernehmen diese Mittel neben den Verhütungswirkungen weitere, zusätzliche Wirkungen, viele auf Basis von Hormonen und Nanopartikeln, die allesamt just für den teleologisch vorläufigen Prozess der Attraktivitätssteigerung junger Frauen hilfreich sind. Und wofür die junge Frau sogar ein signifikant höheres Risiko mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit in Kauf nimmt. Der Vorteil: Größere Brüste,  reinere Haut, dichteres Haar etc.

Unter dem neuen Gedanken der Selbstoptimierung keimt wieder ein Menschen- und Frauenbild, wie wir es ursprünglich im europäischen Feminismus der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts kennengelernt haben.

Woher kommen diese Menschen- und Frauenbilder? Was ist ihr wesentlicher Kern? Welche Voraussetzungen und Folgen tragen sie in sich? Solche Fragen bleiben im Raum stehen, auch wenn sie uns eine zeitlang nicht sonderlich beschäftigen, sie gehen nicht weg.
Kurzfristig mögen sozialwissenschaftliche Untersuchungen zum Thema uns ein breiteres Bild von uns vermitteln, uns helfen, mit der Zeit, in der wir leben besser umzugehen, genügen tun solche Antworten nicht. Denn das Problem mit den Sozialwissenschaften ist dasselbe wie mit allen anderen Einzelwissenschaften, was immer sie auch untersuchen, messen und bewerten, sie alle kennen nur den Blick auf ihren Forschungsgegenstand und die Fragen, die damit verbunden sind.

Ihre Fragen betreffen den Gegenstand der Wissenschaft und deren Methoden. Gibt es das? Was ist das? Wie funktioniert das? Und alle weiteren abgeleiteten Fragen sind die gültigen, bestehenden Fragen der jeweiligen Wissenschaft. Was uns die Soziologie, um darauf zurück zu kommen aber nicht lehrt, ist, andere Fragen zu stellen. Andere, neue Fragen zu stellen aber ist die Voraussetzung für ein neues Denken, ein Denken über die alten Fragen und Antworten hinaus.

Wer also keine neuen Fragen stellt, denkt nicht. Das stand hinter dem provokanten Satz von Martin Heidegger: Wissenschaft denkt nicht. In diesem Sinne wollen wir Fragen stellen und nachdenken. Und das heißt Philosophie.

Unten sehen Sie die Links für Ihre Wahl für weitere Leseproben. Sie können auch das Menü in der Sidebar links benutzen. Klicken Sie bitte auf den Pfeil > dann öffnen sich die Unterseiten zu den einzelnen Bänden 1-7.

Band 1: Andenken

Einleitung

Ich bin, also denke ich.

Der Begriff der Komplementarität

Zurück an den Ursprung der Ideen

Wahrheit und Sein bei Platon

Nichts ist ohne Grund - nur dieser Satz

Von Platon zu Aristoteles. Zeit und Kausalität.

Individuelle Macht gibt es nicht

Nichts ist ohne Grund. Nur dieser Satz.

Band 2: An die Arbeit

Einleitung

Moderne Feudalrechte - Leitzinsen

Ausweg - Fall der Profitrate

Der immaterielle Wert des Eigentums

Eigentum zählt

Vom Geld zum Kapital

Reich durch Verlust

Seltsame Kampfgenossen

Band 3: Vom Eigentum zum Markt

Einleitung

World Wide Oeconomy

Monetäres Theatrum mundi

Allgemeine Marktanomalien

Der Kunstmarkt - ein Spezialfall?

Die Erfindung des Geldes

Pestialische Aufklärung

Privateigentum vs. Willkür

Armut und Krise

Party unter Palmen

Schluss

Band 4: Zu einer neuen Politischen Ökonomie

Einleitung

Amerika First!

Farewell Wellfare

Arbeitsproduktivität - Des Teufels Küche

Produktivität und Investition

Alexis tanzt

Mythen der neoliberalen Ökonomie

Sanfte Enteignung

Zu einer modernen politischen Ökonomie - Teil III

Zu einer modernen Politischen Ökonomie - Teil IX

Das Recht auf Bargeld

Der Griff in die eigenen Portemonnaies

Band 5: Digitalisierung – Geld, Politik und KI

Money Down

Die Abschaffung des Bargelds in China

Ein Blick Backdoor

Money disclosure

Die Repo-Märkte

Smart Contracts

Das neue Geldsystem

Staatsschulden und Staatskalküle

Babbo morto

Dollar und Krypto-Währungen

Financial Big Data

Von hier aus -

Zettels neuer Traum

Der Dämmerschlaf der bürgerlichen Freiheit

Grenzen

Grenzen überwinden - Sehnsuchtsorte der Freiheit

Band 6: Veränderung

Einleitung

Die Blumen des Bösen

Eadem sunt omnia semper

Die Boten der Apokalypse und die Unsterblichkeit der Kunst

Die praktische Vernunft

Der Tanz ist beendet - Das Mädchen ist tot

Das Proton Pseudos als Welterkenntnis

Calvinistische Wirtschaftsethik

Sichtweisen der Moderne

Ein Fall der Vernunft

Ohne Angst - Ohne Sorge

Das Vorstandsspiel

Die Desillusionierung der Wirklichkeit

Der Wille hat es nicht leicht in der Welt

Die neue Semantik des Wandels

Der Kalman-Effekt

Relevanz, Wahrheit, Verantwortung

Band 7: Perspektiven politischer Praxis

Einleitung

Kants Vermächtnis

Neue Staatsfonds

Zukunftsthema Schulden

Niemand will hier ein Kapitalist sein

Bestand und Differenz

Neues Geld

Vom Kryptogeld...

Zur Kryptowährung

Die Rückkehr des Patriarchats nach Europa

Grundzüge einer neuen Taxonomie der Arbeit

Nachspielzeit

Schluss mit Frieden