Wohin sich das alles entwickeln wird? Natürlich können auch wir nicht in die Zukunft schauen. Aber vielleicht ergibt eine andere Zusammenstellung der Sachverhalte eine bessere Orientierung hinsichtlich dessen, was durchaus als wahrscheinlich gelten kann. Hoch-wahrscheinlich wird die Menge des Geldes nicht weniger werden, nicht kurz- bis mittelfristig. Wenn, wie wir hoffentlich bereits bis hierhin aufzeigen konnten, die Krisen der Marktwirtschaft, ob soziale oder liberale Marktwirtschaft, nicht nur zunehmen, sondern sich auch für die größeren Teile einer Bevölkerung der westlichen Industrienationen sogar verschärfen werden, ist die Analyse der Gründe der Krisen wichtiger denn je. Dabei haben wir wie immer mehrere Ebenen der Entwicklung im Blick. Die Ebene der Ökonomik, die sich mehr und mehr über den theoretischen Ansatz des Monetarismus entwickelt und schließlich, das meint den aktuellen Stand der volkswirtschaftlichen Theorieentwicklung, in der sog. Modern Money Theory zu münden scheint. Diese theoretische Entwicklung läuft parallel zur Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten, wo etwa das Siebenfache an Geld- bzw. Kapitalvolumen bewegt wird als in der sog. Realwirtschaft. Dies scheint nur wenige zu beeindrucken, die jedenfalls zu wenig, die immer noch alles, was ökonomische Zusammenhänge erscheinen lässt, diese auf die Realwirtschaft zurückführen.
Die Realwirtschaft, so haben wir am Beispiel des irischen und des englischen Modells versucht aufzuzeigen, steht in einem größeren, die einzelnen Volkswirtschaften umgebenden Horizont. Dieser Horizont, der einmal eine nationale Volkswirtschaft war, hat sich, wie wir gezeigt haben transformiert, hat sich ausgeweitet und gewandelt in seinen grundlegenden Bedingungen geändert. Diese Veränderungen, die die Transformation der marktwirtschaftlichen Systeme antreibt, sind die Finanzmärkte, Globalisierung und Digitalisierung im Verein. Dies zu zeigen wird also notwendig sein und uns im Band IV detaillierter beschäftigen. Notwendigerweise werden wir daher die Veränderungen darstellen am amerikanischen, chinesischen und europäischen Modell, die die drei großen Wirtschaftsräume der Welt bereits in klaren Konturen hervortreten lassen.
Wie die Modern Money Theory und die Transformation der marktwirtschaftlichen Systeme zusammenhängen, welche neuen Bedingungen sich daraus ergeben für eine globaler werdende Wirtschaft, die sich in größeren Wirtschaftsräumen vollzieht, muss dabei im Mittelpunkt stehen, denn nur von hier aus wird deutlich werden können, dass in diesem Mittelpunkt sich bereits eine weitere Transformation vollzieht, die Transformation marktwirtschaftlicher Systeme zu drei unterschiedlichen Politischen Ökonomien, wie sie die USA, China und Europa repräsentieren.
Wir fokussieren dann mehr auf die modernen Formen der politischen Einflussnahme auf die Finanz-, die Kapital- und die Arbeitsmärkte über die bislang als legitimes Mittel der Konjunktursteuerung und Krisenbewältigung im keynesianischen Sinne eingesetzte Geldpolitik, die über die Notenbanken maßgeblich betrieben wird. Im Band IV werden wir den Weg dorthin freilegen, ein Weg, der sich selbst zu legitimieren versucht, als er eben als Krisenbewältigung auftritt, aber keineswegs es dabei belässt; mitnichten. Die Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit, die wir bereits in diesem Band kritisch hinterfragt haben, steht dabei nicht im Fokus. Dort sehen wir Wohlstand und Wohlfahrt als Staatsschuldenkrise, der mit Geldpolitik der Notenbanken begegnet wird. Es wäre schön, man könnte auch in diesem Zusammenhang von Bekämpfung oder Bewältigung von Staatsschuldenkrisen sprechen, aber davon ist sowohl in Europa als auch in den USA schon längst nicht mehr die Rede, wenn Rede als aufrichtig und wahrhaftig verstanden sein soll.
Wir haben bereits die Rede von der Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit und auch die Rede einer scheinbar innerhalb marktwirtschaftlicher Prozesse sich notwendig ausbreitenden Krise delegitimiert und mit dem irischen und dem englischen Modell am Ende von Band III unsere Gedanken in eine Richtung geführt, die auf die Legitimation fortdauernder Staatsschuldenkrisen weist. Wie aus dauerhaften Staaatsschuldenkrisen eine Politische Ökonomie im neofeudalen Gewand sich entwickelt, wird dann im vierten Band der Philosophie des menschlichen Daseins in post-industriellen Gesellschaften zu einem zentralen Thema werden. In diesem Band III legten wir gewissermaßen die begrifflichen Grundlagen auf dem Weg dorthin, wo unser viel gescholtener und nie wirklich verstandener Homo oeconomicus seiner Zukunft entgegengeht.
Wir begannen daher mit dem in seiner materiellen Reproduktion prinzipiell frei sich entscheidenden, rational denkenden Bürger und endeten mit einer sich anbahnenden, düsteren Aussicht der Geschichte der Entwicklung der ökonomischen Subjekte, sowohl auf der Seite der Arbeit wie des Kapitals. Diese Entwicklung von Arbeit und Kapital hat über die Jahrhunderte gebraucht, um der politischen Macht das Zepter zu entreißen und eine politische Ökonomie von Individuen entstehen zu lassen. Heute, wie es aussieht, braucht eine demokratisch vorgestellte und rechtlich verfasste Idee von Macht wohl kaum weniger als fünfzig Jahre, um das Zepter wieder an sich zu reißen. Um als neofeudale Macht, ohne Idee und Legitimität in Form einer neuen Politischen Ökonomie wiederzuerstehen. Dies in allen seinen Facetten aufzuzeigen und dabei zugleich in Aussicht zu stellen, gilt der folgende Band IV. In Aussicht stellen, keine Prognose, aber durchaus als ein Blick in die Zukunft einer Gesellschaft, die nach der Abschaffung des Bargeldes und der Einführung des Digitalgeldes zum Gläubiger eines sich zunehmend verschuldenden Staates bzw. Wirtschaftsraumes zu werden droht. Die in der globalen Vernetzung von Fertigung, Dienstleistung und Handel die Errungenschaften der Aufklärung und der Entwicklung bürgerlicher Freiheiten zu verlieren droht. Und die nicht zuletzt in den undurchsichtigen Prozessen von Digitalisierung und Globalisierung den neuen Formen der Politischen Ökonomie in einem Ausmaß ausgesetzt ist, dass selbst in den privatesten Residuen des Denkens und der individuellen Lebensgestaltung aus dem Homo oeconomicus ein unfreiwilliger Mutant der Politischen Ökonomie wird.