Produktivität und Investition

Wir haben aus der strukturellen Asymmetrie der US-Binnen- und Exportmärkte die aus ökonomischen Gründen bedingte Spaltung der amerikanischen Gesellschaft in Arm und Reich sichtbar gemacht und zwar als ein strukturelles, arbeitsökonomisches Phänomen, das aus der Struktur dieser Form dominanter Verkäufermärkte sich entwickelt und sich in den privaten Institutionen zur Gesundheits- und Rentenversorgung der US-Gesellschaft fortsetzt. Die Entwicklung struktureller Gegebenheiten, sei es in Richtung einer positiven Transformation, also einer positiven Veränderung von struktureller Ungleichheit, oder in eine Richtung, die diese Ungleichheit partiell oder im Gesamt noch vergrößert, erwartet natürlich ökonomische Begriffe, die den Sachverhalt auch als einen sich verändernden Sachverhalt fokussieren. Das haben wir mit Gordons Begriff der Totalen Faktorproduktivität grundsätzlich versucht und dabei methodische Schwierigkeiten festgestellt bei der Datenerhebung, deren Qualität und Bewertung sowie der schwierigen Schlussfolgerungen am Ergebnis. Die grundsätzlichen Zusammenhänge wie etwa asymmetrische Marktstrukturen und deren Entwicklungen wurden in Gordons Studie eben nicht konzeptionell so veranschlagt, umso weniger erstaunen dann die unzusammenhängenden Ergebnisse, die mehr Vermutungen ähneln als wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Langzeituntersuchungen, die eine bereits begonnene Transformation des Untersuchungsgegenstandes nicht mit berücksichtig, bleiben notwendigerweise zu weit rückwärts gerichtet stehen und verfehlen damit auch jede Möglichkeit einer Fortschreibung aus der Vergangenheit gewonnener Erkenntnisse in die Zukunft. Wenn also Globalisierung und Digitalisierung lediglich als residuale Faktoren methodisch erfasst werden, stimmt etwas gehörig nicht mit dieser wissenschaftlichen Methodik.
So bleiben denn auch Bildung, Einkommensungleichheit und Kaufkraft gleichsam wie der technische Fortschritt insgesamt lediglich residuale und exogene Faktoren zur Erklärung von Produktivitätsverlangsamung bzw. Produktivitätsabbau. Gordon setzt die Verlangsamung der Zunahme an höheren Bildungsabschlüssen seit den 1970er Jahren in den USA in Relation zur Verlangsamung der Produktivität insgesamt (Gordon 2014a) . Es stimmt, die Studiengebühren sind stark gestiegen, was zu den Folgen geführt hat, dass Personen mit geringerem Einkommen von einer weiterführenden Ausbildung abgehalten werden und dass die Absolventenquote an High-Schools, die bis 1970 stark angestiegen war, seit etwa Mitte 1970 stagniert. Hinzu kommt, dass mittlerweile 40% der Collegeabsolventen keinen qualifikationsadäquaten Arbeitsplatz finden und dies alles abschlägig der Produktivitätsentwicklung in den USA sein mag, wohl auch ist.
Aber wie wir bereits ein paar Seiten vorher gezeigt haben, ist das Bildungssystem eine Folge einer asymmetrischen Struktur des amerikanischen Wirtschaftsmodells, die diese Effekte hervorbringt und kein davon abgetrennter Bereich, der dann noch quasi ursächlich für mangelnde Produktivität steht. Zu dieser Asymmetrie gehört, dass die schlechte bzw. gar nicht vorhandene Qualität des sekundären Bildungsbereichs in den USA einen Aspekt dieser Ungleichheit von struktureller Dominanz unternehmerischer Tätigkeiten gegenüber Erwerbstätigkeiten beleuchtet. Alles in allem erscheinen die Ergebnisse der Analyse Gordons in guter alter Manier auf dem Kopf zu stehen, insofern sie nicht von den „Produktionsverhältnissen“ ausgehend Produktivität misst, sondern von isolierten Produktivkräften.

Besonders deutlich wird die „unkritische“ Umkehrung im Zusammenhang von Einkommensungleichheit und sozio-ökonomischen Problemen, wonach große Bevölkerungsteile nur unterdurchschnittlich am Wirtschaftswachstum in den USA teilhaben. Diese ökonomische Ungleichheit steht quasi allein als ein abgetrennter Produktivfaktor und bewirkt als ein sozio-ökonomischer Faktor negative Folgen in Hinblick auf die Innovationsfähigkeit der US-Wirtschaft, hat also eine langfristig bremsende Wirkung auf den Produktivitätsfortschritt. So verpasst Gordon die Chance, einen grundsätzlichen Einfluss bzw. Zusammenhang zwischen der notorischen, sich zunehmend spreizenden Einkommensungleichheit und dem Wirtschaftswachstum-pro-Kopf und die Arbeitsproduktivität zu thematisieren, sie gleichsam als eine endogene Modelleigenschaft zu veranschlagen und nicht als „Gegenwinde“, als exogene Faktoren misszuverstehen.

Ultimativ misslingt die Analyse auf der Basis der Verwechslung der Asymmetrie zwischen Produktionsverhältnissen und Produktivkräften – um mit Marx zu sprechen – wenn Gordon zur Kategorie der Kaufkraft kommt. Geht ganz generell der Blick auf die menschliche Arbeit als Eigenschaft des Menschen, als Produktivkraft im Sinne von Leistungsfähigkeit (Bildung) und Leistungsbereitschaft (Motivation) an den realen Verhältnissen des amerikanischen Modells glatt vorbei, so wird implizite ein Zusammenhang hergestellt, nicht ausgewiesen, zwischen Fähigkeit, Motivation und Bezahlung (Lohn), was dann allein schon bei sinkendem Bildungsniveau auch die Produktivität in eine Abwärtsspirale bringt. Diese, nicht zufällig gewerkschaftsnahe „Logik“, bestätigt auch die Studie zur Produktivität der Stiftung Neue Länder (2015) , wonach geringe Löhne zu geringer Kaufkraft und damit zu abnehmender Produktivität führt; eine schöne Milchmädchenrechnung. Wenn gleich auch die Studie einschränkend Bezug nimmt auf die damit verbundene, unterdurchschnittliche Preisrealisation bei nicht handelbaren Gütern und Dienstleistungen, also auf den Binnenkonsum, so leistet sie genau so wenig wie Gordon einen Versuch der Beantwortung der Frage, wie denn nun tatsächlich der Zusammenhang zwischen Löhnen und Preisen hergestellt wird? Denn einfach zu behaupten, wenn die Löhne steigen, steigen die Preise und damit die Produktivität, weil es sich allein so mehr lohnt zu produzieren, ist doch arg einfach. Als Löhne und Lohnnebenkosten in Deutschland so hoch waren wie nie, war die BRD der arme Mann Europas. Und die Löhne (Lohnsumme) in den USA sind sicherlich auch nicht gerade die geringsten, im Durchschnitt liegen sie weit über den deutschen und europäischen Niveaus. Trotzdem sinkt die Produktivität in den USA seit vielen Jahren in einigen Wirtschaftssektoren.

So kommt man zwangsläufig zu der Frage: haben Löhne und Gehälter Auswirkung auf die Investitionen in den Unternehmen? Nehmen Investitionen mit steigenden Löhnen zu? Wird mehr produziert und auch mehr verkauft und steigt dann die Totale Faktorproduktivität wie sie reziprok dazu abnimmt bei sinkenden Löhnen? Zu Investitionen haben wir in anderen Zusammenhängen bereits ausführlich gehandelt. Sei es im Zusammenhang mit Zinsen bzw. Leitzinsen der Notenbanken, dem Derivate Handel oder dem Wettbewerb. Immer ging es dabei darum, das Investitionsumfeld zu beleuchten und den Zusammenhang zwischen Investitionen und speziellen ökonomischen Kategorien zu befragen.
Einer dieser Zusammenhänge ist der zwischen Investitionen und Konjunktur, oder anders formuliert, der zwischen negativen Nettoinvestitionen und konjunktureller Abkühlung. Es ist dies einer der Teilbereiche, die in einem direkten Zusammenhang stehen und durch einerseits Realinvestitionen oder Sachinvestitionen in Maschinen, Kraftfahrzeuge, staatliche Infrastruktur etc., andererseits durch monetäre Auswirkungen von Investitionen auf den Faktor Arbeit charakterisiert sind. Für die öffentlichen Investitionen in den USA müssen ausländische, private Kapitalgeber mitberücksichtigt werden, die dort einen großen Teil der Investitionen traditionellerweise übernehmen.

Woran erkennen Experten, etwa Planer für Infrastrukturmaßnahmen einen investiven Bedarf? Das geht nicht allein durch Inaugenscheinnahme von Schulen, Brücken, Straßen, Kanalisation und Stromleitungen. Das erkennt man an den negativen Nettoinvestitionen, aus denen man eine Investitionslücke ableiten kann. Soweit die einfache Rechenarbeit, bei der die Differenz zwischen Bruttoinvestitionen und Abschreibungen ermittelt wird. Eine positive Differenz bedeutet eine Vergrößerung des Realkapitalbestandes, eine negative Differenz entsprechend eine Verminderung. Wir sehen, die Frage, ob und wie die öffentlichen Investitionen bewertet werden müssen, liegt zuerst in der Frage nach dem Kapitalstock, also bereits getätigter Investitionen sowie deren Substanzerhaltung. Die Substanzerhaltung ist hier von rein monetärer Qualität und stellt mindestens zwei wesentliche Fragen auf. Einmal nach der Qualität der Berechnung und zweitens nach der Qualität der Substanz. Negative öffentliche Nettoinvestitionen werden im Bundeshaushaltsplan dann sichtbar, wenn der Staat nicht mindestens den Wertverlust der getätigten Investitionen, die durch Abschreibungen bilanziert werden, durch Neuinvestitionen ausgleicht bzw. ersetzt. Die rein monetäre Wertgröße aber hat nichts mit der tatsächlichen, physischen Nutzbarkeit der Investition, etwa in die Infrastruktur eines Landes zu tun. Und hier tritt bereits der erste, grundsätzliche Streitpunkt auf. So kann man die öffentlichen Investitionen als Teil des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials oder als separates öffentliches Budget begreifen, worin die Nutzung von Infrastruktur nicht direkt, sondern mittelbar zum gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzial beiträgt; es baut sich halt besser eine Fabrik für Schwergüter in der Nähe von Häfen, Schienen oder Autobahnen.

Für die eine Seite zählen das Alter der Infrastruktureinrichtungen und damit die Nettoinvestitionen, für die andere ist die Wertentwicklung der Investitionen nicht relevant, aber das Bruttoanlagevermögen bzw. der Kapitalstock . Der Kapitalstock gibt das jahresdurchschnittliche Bruttoanlagevermögen einer Volkswirtschaft an und wird als Nettoanlagevermögen durch die Kumulationsmethode statistisch ermittelt. Ausgehend von einem im Wert geschätzten Kapitalstock eines bestimmten Anfangszeitpunktes werden die danach erfolgenden Anlageinvestitionen addiert und die Abschreibungen subtrahiert. So kann man den Kapitalstock im Laufe der Zeit fortschreiben. Das Problem mit der anfänglichen Schätzung des Kapitalstocks behebt sich allein im Laufe der Zeit. Der mögliche Schätzfehler zu Beginn schwächt sich in seiner Auswirkung im Laufe der Zeit immer mehr ab, wird also quasi vergessen.

Dieses „Vergessen“ des Anfangswertes hängt davon ab, welche Lebensdauer für die einzelnen Anlagegüter angesetzt wird; je kürzere Lebensdauer, desto rascher kann man den Anfangswert des Kapitalstocks „vergessen“. Trotzdem spielt er bei beiden Berechnungsansätzen eine Rolle, einmal mehr, einmal weniger. Ist die Nutzungsdauer wie etwa bei Schulen fünfzig, oder bei Brücken siebzig Jahre ist quasi der Erinnerungswert, also der noch nicht ausgebuchte Infrastrukturbestand mit seinem Wiederbeschaffungswert relativ lang und sogar bei alten Schulen, wo der Putz von den Wänden und alten Brücken, auf denen schwere LKWs wegen Reparaturen nicht mehr fahren dürfen, selbst als ein Teilwert noch erhalten, selbst wenn die Nutzungsdauer bzw. der Abschreibungszeitraum bereits überschritten ist. Dass also Investitionen über den Abschreibungszeitraum, so dieser richtig bemessen ist, einen Wert haben, der nun kein, im Sinne einer Bilanz monetärer mehr ist, sondern einen tatsächlichen und realen Nutzungswert darstellt, ist einsehbar. Ebenso einsehbar ist, dass, legt man für den Kapitalstock das Bruttoanlagevermögen zugrunde, die Anlagen nicht abgeschrieben werden; sie werden schlicht vergessen, also scheiden aus dem Anlagevermögen am Ende ihrer Lebensdauer als Ganzes einfach aus.

So formuliert Hüther richtig: „Auf Basis des realen Bruttoanlagevermögens findet in Deutschland kein Verzehr des staatlichen Kapitalstocks statt. In den letzten Jahren gab es schwächere Zuwächse, aber keine Rückgänge.“ (Hüther et.al. 2019 ). Denn wenn auch wie Fratzscher betont, nicht der durchaus noch vorhandene Nutzungsgrad der Investitionen über den Investitionsbedarf allein entscheiden sollte, ist die Nettobetrachtung aber auch kein sicherer Indikator für den Investitionsbedarf einer Volkswirtschaft. Das Problem liegt weniger im Substanzwertverlust, sondern mehr in der selbstzufriedenen Haltung des Vergessens. Denn durch Abschreibungen wird jedes Jahr ein gleichbleibender Prozentsatz alter Anlagen das Ende seiner Lebensdauer erreichen und damit sowohl aus der Bilanz wie aus der Erinnerung ausgebucht. Weder ein steigendes Bruttoanlagevermögen noch eine Zunahme negativer Nettoinvestitionen indizieren eine positive wie negative Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials.

Die monetäre Wertentwicklung mag für viele Ökonomen relevant oder nicht relevant sein. Im Ansatz erfassen beide nicht den wirklichen Wert von Investitionen, der, generell gesprochen, in einem Zeitalter der industriellen Fertigung, deren Produktivität und Profitabilität auf der Grundlage großer, volumeneffizienter Anlagen oder in eben solchen Wertschöpfungsketten bzw.- -clustern erzeugt wird, liegt. Negative Netto- wie Bruttoinvestitionen sind viel zu grobe Modellrechnungen, die allenfalls daran erinnern, dass Anlagen veralten und somit der öffentliche Kapitalstock verschlissen wird. Das in den vergangenen Jahren stagnierende Bruttoanlagevermögen und die leicht sinkende Kapitalintensität in diesem Bereich sind volkswirtschaftlich bedenklich, weisen nicht in die Richtung einer volkswirtschaftlich effizienten Infrastruktur. Straßen, Bahn und Schulen nur als Beispiele genommen, zeigen nicht in ihrem Bestand, was einer modernen Volkswirtschaft als Grundlage einer leistungsfähigen Volkswirtschaft nottut. Wie Straßen und Bahn, die eine Vielzahl logistischer Aufgaben zu erfüllen haben, als nicht-ineinandergreifende Verkehrssysteme in erhebliche Probleme kommen können, sieht man allerorts. Schulen mit neuem Putz und sauberen Toiletten, so nötig die auch sind, ersetzen kaum die mangelnde Ausstattung mit modernen Lern-, Informations- und Kommunikationssystemen sowie die auf neue Anforderungen angepasste Lehrerausbildung; und am wenigsten kompensiert dies die Beschäftigung von Tausenden von Lehrkräften, die als Quereinsteiger, ohne didaktische Ausbildung am „Human Capital“ herumwirtschaften.

Abgeschriebene Investitionen in unsere wichtigsten Verkehrswege haben vergessen lassen, worum es heute in der öffentlichen Infrastruktur geht, um moderne, multidisponible Systeme für Verkehr, Logistik und Versorgung, die mit den früheren Aufgaben heute wenig mehr gemein haben. Wenn fast schon mehr als eine Autobahnspur für logistische Aufgaben benutzt wird, wenn dort die logistische Grundlage für „Just-in-Time-Produktion“ und der Ersatz von ehemaligen „Distributions-Centren“ verschiedenster Güter stattfindet, dann spricht das allein schon für sich. Straße und Bahn als nicht mit einander vernetzte Systeme, kannibalisieren sich heute gegenseitig, was zu immer größer werdenden Defiziten und Problemen führt, wobei die immense Summe an Staus für private wie kommerzielle Verkehrsteilnehmer nur eines von vielen darstellt. Vergleicht man die Vernetzung der verschiedenen Verkehrssysteme in den asiatischen Tigerstaaten, vor allem in China mit Europa und den USA, wird deutlich, vor welchen Aufgaben die westlichen Industrienationen gestellt sind.

Eins der großen Versprechen der Trump-Administration war und ist eine gigantische Investition in die öffentliche Infrastruktur vorzunehmen, vor allem in Straßen, Brücken und Energienetze, alles zum Wohle der US-Wirtschaft, die seit vielen Jahren mit einer völlig maroden Infrastruktur leben muss. Insgesamt wollte die US-Administration mehr als 1.5 Billionen Dollar bewegen, selbst aber höchstens zweihundert Milliarden Dollar, also nicht einmal fünfzehn Prozent davon. Den großen Brocken sollen dafür die Bundesstaaten, Kommunen und private Investoren schlucken. Bei dem maroden Zustand und einer extrem hohen, negativen Nettoinvestition über Jahre und Jahrzehnte hinweg will die Regierung ganz nach dem amerikanischen Modell mehr als fünfundachtzig Prozent der Investitionssumme über Schulden finanzieren. Welchen Anteil davon die privaten Investoren übernehmen, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Soll aber der private Anteil eine signifikante Rolle spielen, also Gelder in die Finanzierung öffentlicher Investitionen fließen, müsste ein deutlich besserer Anreiz z.B. in Form von Zinsen oder Betreiber-Einnahmen aus Privatisierung geschaffen werden. Das ist unwahrscheinlich, waren doch gerade fehlende Anreize bislang der Grund für fehlende Investitionen, was den bestehenden, bedauernswerten Zustand von Straßen, Brücken, Flughäfen sowie Energie- und Telefonnetzen herbeigeführt hat.

Die Gesamtsumme an Investitionen erscheint als zu gering einerseits wie die privaten Anreize, durch direkte Investitionen oder durch private Übernahme öffentlicher Strukturprojekte Gewinne zu erzielen kaum bzw. keine Alternative für eben solche strukturellen Überlegungen zu sein scheinen, die eine nachhaltige Verbesserung versprechen. Infrastrukturmaßnahmen in Form von Privatisierung zu finanzieren hat eben entweder höhere Steuern oder steigende Gebühren für die Nutzung von Autobahnen, Brücken, für den öffentlichen Nahverkehr oder im Flugbetrieb etc. zur Folge. Und da die meisten US-Bundesstaaten allein schon wegen der jüngsten Steuerreform unter notorischem Geldmangel leiden, fehlt es ihnen bereits an den nötigen Finanzmitteln, um nur die laufenden Kosten der maroden Infrastruktur zu decken. Das Dilemma ist bereits perfekt, da eine Reihe von Streichungen staatlicher Finanzmittel etwa zur Förderung von Sozialprogrammen, Transportprojekten, öffentlichen Rundfunk- und Fernsehstationen nicht einmal den staatlichen Eigenanteil abdeckt, geschweige denn die Erneuerung der gesamten Infrastruktur nachhaltig befördert. Es bleibt wie immer im amerikanischen Modell also nur der eine Ausweg von ausländischen Direktinvestitionen, also eine Schulden-Finanzierung. Und hier zeigt das amerikanische Modell sein Gesicht, insofern es eine sehr breite Palette nationaler Förderangebote sowie vielfältigster Investitionsanreize auf der bundesstaatlichen, regionalen und kommunalen Ebene bietet, die internationalen Unternehmen ein Engagement in den USA schmackhaft machen. Einiges am amerikanischen Modell ähnelt auf den ersten Blick ähnlich wie im chinesischen Model, auf das wir etwas später auch kurz eingehen werden.

Wer interessante Technologien aus dem Ausland nach den USA mitbringt und bzw. oder viele neue Arbeitsplätze in Aussicht stellt, kann in vielen Bundesstaaten besondere Vergünstigungen aushandeln. Dann stehen die USA ausländischen Investoren traditionellerweise sehr aufgeschlossen gegenüber. Und wenn neben zusätzlichen Arbeitsplätzen, die meist auch noch recht gut bezahlte Arbeitsplätze sind, ein Zugang zu neuen Märkten, Technologien und Netzwerken in Aussicht stehen, begrüßen Bundesstaaten und Kommunen wie überhaupt überall auf der Welt auch ausländische Investoren. Uns interessieren an dieser Stelle weder die hohen, bürokratischen und rechtlichen Hürden, weder die Einschränkungen von Investoren in bestimmten, sensiblen Bereichen wie Militär, Sicherheit sowie Informations- und Kommunikationstechnologien und auch nicht steuerrechtlich Fragen, die in den USA besonders kompliziert für ausländische Direktinvestitionen sind; wir fokussieren diesen Bereich in Hinblick auf das amerikanische Modell, Investitionen über Schulden und Steuervergünstigungen zu finanzieren, wobei die Steuervergünstigen gleich doppelter Natur sind; einmal durch Steuervergünstigungen internationaler Gewinne von US-Unternehmen, zum anderen durch Nutzung von internationalen Steueroasen.