Vom Kryptogeld…

Wir haben es ausführlich besprochen, ein Weg am Kryptogeld geht wohl nicht vorbei. Mastercard, Visa und PayPal gehen voran bei den digital verschlüsselten Geldbörsen, den Wallets, und bieten ihren Millionen an Kunden Zahlungsverkehr aus Krypto Brieftaschen; Mr. God Zuckerberg wird wohl nicht lange auf sich warten lassen, bis auch im Metaverse mit Kryptogeld bezahlt werden kann. Wir haben in Band V. auch starke Zweifel angemeldet, dass dieses Kryptogeld einmal das sein wird, was es suggeriert, eine Kryptowährung, und wie es aussieht, wird wohl nichts daraus. Was wir jetzt erkennen ist das Prinzip Stablecoin, also digitales Geld im festen Wechselkurs zum USD – zum E-Euro kommen wir gleich. Der einstige Traum also von einer digitalen Währung als echte Alternative zum USD und anderen Währungen wie dem Euro ist wohl ausgeträumt, nur Träumer konnten wirklich glauben, es würde ihnen der ganz große Coup gelingen; was für eine vermessene Idee?

Was einst im Jahr 2010 einem Miner widerfuhr, dass er für zwei Pizzen 10.000 Bitcoins transferieren musste und jeder sagte, mein Gott, wo soll das hinführen, ist heute bereits Wirklichkeit geworden; die beiden Pizzen würden heute etwa 600 Millionen USD kosten. Das will niemand, zumal das, was heute 600 Millionen USD wert ist, morgen vielleicht schon nur noch die Hälfte wert ist, wer will solche Wertschwankungen? Kryptogeld als Stablecoins aber sind aus den hippen Online-Shops und Big City Restaurants ausgezogen in die Welt, die Master Card und Visa, PayPal und wohl bald auch Metaverse ihnen eröffnen. In den USA sind laut neuesten Studien bereits über 65 Prozent der Verbraucher bereit, mit Kryptogeld alltägliche Einkäufe, Dienstleistungen und Freizeitvergnügungen zu bezahlen. Zahlungsabwickler wittern hier nicht nur ein neues Geschäft, sie wollen und müssen auch nach amerikanischem Selbstbewusstsein verhindern, dass sich neue Dienstleister in ihre angestammten Geschäfte einmischen und neue Geschäftsfelder besetzen. Dies ist umso dringlicher, als dies auch die politische Maxime ist, dass der Zahlungsverkehr weltweit so weit wie möglich durch US-amerikanische Kontrolle abgewickelt wird (Band VI. Kap. 3: Von Lehrmeistern zu Komödianten).

Wie die US-Regierung so denken auch die Unternehmen strategisch. D. h. sie wollen die gesamte Wertschöpfungsketten und die gesamte Kontaktstrecke zum Kunden abdecken und über Fusionen, Allianzen und strategische Partnerschaften ganze feinmaschige Netzwerke aufbauen, die Wettbewerbern den Marktzutritt schwer, fast unmöglich machen; da stehen die USA der VRC in nichts nach (Band IV. Kap. 1). Bevor noch der ‚Rest‘ der Welt davon erfährt, machen die Zahlungsdienstleister in den USA reinen Tisch. So hat Master Card sich mit Bakkt zusammengetan und kooperiert nun auf dem überaus wichtigen Feld der digitalen Geldbörsen, den „Wallets“. Mit dieser Kooperation ist es demnächst auch Banken möglich, Mastercard-Kreditkarten auszugeben, mit denen man in Bitcoin bezahlen kann. Bakkt wandelt die Coins beim Bezahlen automatisch in eine klassische Währung wie den US-Dollar um, wenn zum Beispiel Supermärkte und Restaurants keine Hardware-Geräte zum Empfangen von Bitcoins besitzen. Das ist dann eine hybride Übergangstechnologie, dass Händlern wie bisher ermöglicht wird, mit analogen Währungen zu operieren und die sehr einfach später in eine gänzlich digitale Technologie ausgerollt werden kann. Die Frage, ob neben Bitcoin auch andere digitale Geldformen akzeptiert werden, ist bislang noch unklar, dürfte aber sehr bald zugunsten eines offenen Zugangs von verschiedenen Kryptogeldern beantwortet werden.

Entschieden ist die Frage, ob es weitere Schnittstellen zum digitalen Zahlungsverkehr neben Mastercard und PayPal geben wird. Mit Stripe steht ein weiterer Spezialist für Online-Bezahldienste und Finanzdienstleistungen kurz vor seinem IPO (2022), dessen Bewertungen bereits heute ein Volumen von über 150 Mrd. USD erreichen; nicht schlecht für ein Start-up, das bislang noch allein seinen Wert im Goodwill findet. Wir erkennen, die Reihen werden geschlossen gegen jeden Wettbewerb, vor allem aus der VRC; Europa steht nicht im Fokus, wird aber gleich mitabgewirtschaftet. Dazu schauen wir noch kurz auf Visa. Nun wird es schwierig und interessant und bleibt nicht ohne spekulative Elemente. Wir waren stets davon ausgegangen, dass Visa und Mastercard die gleichen Unternehmenszwecke verfolgen, Zahlungsverkehr und Dienstleistung darin sicherzustellen. Visa aber schert heute ein wenig aus, indem es begonnen hat USD-Coin Transaktionen zu testen. Was ist aber ein USD-Coin? Das ist ein Arbeitsbegriff  für die neue US-amerikanische Kryptowährung, also kein Kryptogeld wie das etwa Bitcoin für Mastercard und PayPal ist. Wir haben gesagt, Kryptogeld unterscheidet sich nur insofern von einer Kryptowährung, insofern das Geld an eine Währung gebunden ist, dann sprechen wir beim Kryptogeld von Stablecoins. Und so geht das mit Visa. Bei Visas Testläufen werden Transaktionen in einer digitalen Währung über eine öffentliche Blockchain abgewickelt und es entfällt die Umwandlung in eine traditionelle Währung. Das hat prima Vista die Vorteile, dass dies schneller geht und auch kosteneffizienter, das ist aber nur auf den ersten Blick der „Purpose“, der Zweck des Unterfangens.

Visa ist gewissermaßen der Testfall für ein weltweites Bezahlsystem unter US-Kontrolle, wie SWIFT, bei dem alle Funktionen den Anforderungen nicht nur des US-Marktes, sondern aller Märkte weltweit – bis auf die VRC, Nordkorea und einige andere wenige – genügen sollen, vor allem den europäischen Märkten. Die Visa-Karte ist dann die universelle Schnittstelle in die weltweiten Zahlungssysteme und wer in naher Zukunft mit Visa, Ether, Bitcoin und anderen digitalen Geldformen bezahlen will, braucht ein Konto, welches mit der Visa-Karte verbunden ist und so wäre der Zahlungsverkehr wieder in US-Kontrolle wie bisher. Visa kooperiert bereits heute mit über fünfzig Plattformen, auf denen mit Kryptogeld bezahlt werden kann, auch schon mit deutschen Anbietern wie Bitpanda und Nuri usw. Das funktioniert dann so: Wer auf einer E-Commerce-Plattform demnächst etwas kaufen will, benutzt eine App und stellt darauf seine bevorzugte Bezahlform ein, das können Kryptogelder, Kryptowährungen und sogar Edelmetalle wie Gold sein. Die Visakarte ist mit dem Konto bzw. Wallet oder Asset verbunden und direkt beim Zahlungsvorgang wird z. B. der Betrag in die Geldform des Assets, z. B. in Euro verwandelt. Geschäfte, Kaffees, Restaurants, Geldautomaten, Großhandel und stationäre Handel aller Art und Größe, Tankstellen etc. brauchen nichts weiter zu tun, als eine Gebühr zu bezahlen und überall, wo dann auf der Türe steht: Visa akzeptiert, funktioniert das System.