Wir haben bislang die Ansicht vertreten, dass das Bargeld dem Fiskus ein Dorn im Auge ist; eher der Dorn im Auge ist. Es verwundert ein wenig, wie selten so engagiert wie gegen das Bargeld der Fiskus auch gegen die âschwarzenâ Konten in den britischen Kronkolonien und allâ den anderen Steuerparadiesen vorgeht, aber das wird uns spĂ€ter noch einmal beschĂ€ftigen. FĂŒr den Fiskus ist Bargeld Geld, auf das er keinen Zugriff hat, nicht einmal weiĂ, wieviel wo bei wem vorhanden ist. Nun sprechen wir nicht ĂŒber Peanuts. ZĂ€hlen wir zu den privaten Geldvermögen jene, die in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie AnsprĂŒchen gegenĂŒber Versicherungen sich allein in Deutschland auf eine Summe von etwa 6,2 Billionen Euro im ersten Quartal 2019 aufsummiert haben, dann ist das eine ganz erkleckliche Summe. Die Krux dabei ist, dass niemand genau weiĂ, wie hoch der Bargeldanteil an dieser Summe bei den privaten Haushalten in Deutschland wirklich ist. Die Statistik zeigt, dass trotz niedriger bis Negativzinsen aber sogar das Geldvermögen der Deutschen, abzĂŒglich ihrer Schulden, allein in einem Quartal (zu 4/2018) um durchaus nennenswerte 140 Mrd. Euro gestiegen ist und somit das reine Geldvermögen fast 4,5 Billionen Euro zĂ€hlte.
Aus Sicht des Fiskus sind nicht nur die Geldvermögen im engeren Sinne von groĂem Interesse, also jene, die als Bargeld kursieren. Auch die Bank- bzw. Sichteinlagen sowie die AnsprĂŒche an Versicherungen und anderen Formen von Sparvermögen sind ab dem Zeitpunkt, ab dem sie nicht mehr als Money of Account verbucht, sondern ausgezahlt, also wieder zu Money Proper konvertiert sind, ein dark continent. Der Fiskus weiĂ ab dann auch nicht mehr, wieviel Geld wo sich befindet und in welcher GröĂenordnung wann in den Konsum- oder Investitionskreislauf wieder zurĂŒckkehrt, wenn ĂŒberhaupt. Dem Staat fehlen also nicht nur die Angaben zu den Geldmengen, sondern auch die Daten, die die Umlaufmenge und -geschwindigkeit der Konsumausgaben betreffen. GeldbestĂ€nde und Umlaufdaten sind dem Fiskus also weitgehend verborgen, dem Fiskus in einer Marktwirtschaft unter demokratischen Verfassungen. Sie schĂŒtzt bislang die privaten Geldvermögen als einen Non-Disclosure Bereich, einen, der verfassungsrechtlich vor dem Einblick und dem Zugriff des Staates verschlossen ist. Das ist in China geradewegs umgekehrt der Fall.
Bleiben wir in Deutschland. Bargeld sowie Einlagen bei Kreditinstituten sind in Deutschland traditionell sehr beliebt. Dazu zĂ€hlen zum Beispiel Giro-, Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten. Und obwohl unter dem Strich die Sparer bei steigender Inflation in der Zinsflaute wie seit einigen Jahren Geld verlieren, stieg offensichtlich im gleichen Zeitraum der Gesamtbestand der privaten Geldvermögen; wie kann das sein? Die Antwort, dass etwa die Erholung der Aktien- und AnleihemĂ€rkte weltweit den ZinsrĂŒckgang der Geldvermögen ĂŒberkompensiert haben können ist, wie auch andere möglichen Antworten, nicht das eigentliche Thema. Das Thema in diesem Zusammenhang ist und bleibt, dass niemand im Staate Deutschland genau weiĂ, wieviel privates Geldvermögen genau und wo unterwegs ist. Und wie wir bereits angemerkt haben, sind nicht nur die BestĂ€nde inaccessible fĂŒr den Staat, sondern auch die Umlaufdaten, die sich enorm schnell verĂ€ndern können, weil bei Bedarf die BestĂ€nde an Geldvermögen rasch umgeschichtet werden können und natĂŒrlich auch im Konsumprozess sich verbergen. Nehmen wir in unsere Ăberlegung noch die börsen-gehandelten Vermögen in Deutschland mit hinzu, dann sprechen wir zwar nicht ĂŒber die gröĂeren Summen der Privatvermögen, aber mit ca. 633 Milliarden Euro in Aktien und sonstigen Anteilsrechten sowie knapp 600 Milliarden in Investmentfonds sind dies durchaus erhebliche Summen. Denn wir vergleichen diese Summen der privaten Geldvermögen nun kurz mit den Schulden des deutschen Staates.