Soll die Jugend wachen, wenn Lust und Leidenschaft erwachen aus tiefem Schlaf und jene mahnen, die Schlimmes sich dabei erdenken, dass sie dafür im Labyrinth leiden bis der grausamste Tod ihnen zur Erlösung taugt.“ Beide lagen eng umschlungen und schauten weit hinaus in die blühende Ebene. Die schwarzen Wolken hatten sich verzogen und die Sonne stand strahlend in Eifersucht am Himmel. „Geliebte Kiki, lass unsere Liebe noch einmal blühen, lass einmal noch den Tod dem Tage weichen, jetzt, da alles in neuem Licht uns beiden erscheint. Noch einmal lass mich deine Liebe spüren, küss ich ein letztes Mal die Gottheit von mir.“ „Ich habe es geahnt, doch wenig gewusst, du warst mein Mann und warst ein Gott und wolltest doch nie etwas anderes sein, als ein freier Mensch, den kein Gott in seinem Tun beschränkt, der sich alles nimmt aus freien Stücken, was gut ist, selbst das, was die Menschen als das Heiligste empfinden und anstreben.“ „Nur du konntest mir die Freiheit zur Tat schenken, deine Küsse machten mich sterblich, so dass ich tat, was ich tun konnte, und legte alles dir zu Füßen, das du vollendest, was nur einer Göttin gestattet war. Gib mir noch einmal diese Gefühl, in deiner Liebe die Angst vor dem Tod besiegt zu haben. Ich fürchtete mich nicht, als er vor mir stand, der ach so mächtige Tod, und nach meiner Seele, meinem Leib und meinem Leben griff. Nun sterbe ich dir, die mir die Wunde zum Tode schlug, und sterbe ich dir, geht auch meine Liebe den Weg mit zu dir.“
„Und so gehe ich mit dir“, griff Kiki nach Ulysses Worten und hielt ihn fester, „geht meine Liebe mit deiner in ein neues, ewiges Leben, wird sie durch unseren Tod unsterblich.“
„Der Tod hat seine Macht über uns verloren, zu lange haben wir uns ihm widersetzt. Sein Drängen ängstigte uns nie. Sein drohender Schein verdunkelte nie unseren Tag. Der Bund der Liebe, den wir einst eingingen, entließ uns als freie Menschen, deren Wege sie dann trennte. So sterben wir bald ungetrennt, ewig Eins, ohne Namen uns selbst nur ganz gegeben, der nächtlichen Liebe uns hingegeben.“
„Wir werden nurmehr die Liebenden sein, kein Name wird uns mehr verschieden sein. Name, Ehre und mich selbst habe ich dir geschenkt wie du mir das Deine; sprich, tatest du wirklich alles für mich, dann hattest du, ohne dass ich’s wüsste, in mir deine treueste Freundin. Du warst frei zu tun, was ich nicht konnte, weil mein Wissen und mein Wunsch mir verwirrt waren, zu gering, um das Feuer in der Seele zu spüren, das dich sicher leitete durch den Tag. Erschienst du mir als ein Verräter an der gemeinsamen Sache, so war ich es dir, wären mein Herz und meine Gedanken dir damals, als du gegangen warst, begegnet. Heute wieder die Treueste, war ich dir lange Jahre eine Verräterin, ohne es zu wissen, dass deiner Treue freieste Tat stets mir galt, stets unsere gemeinsame Tat war, die du bereitet und ich sodann vollendet habe.“