Kapitalkonzentration – Monopolisierung

Marx geht, modern formuliert, von einer inhärenten Instabilität marktwirtschaflticher Systeme aus. Folgt man seinen Bestimmung der Kapital- und der Arbeitsmarktprozesse, dann drängt sich die These auf, dass sich marktwirtschaftliche System von der freien, vollständigen Konkurrenz zu monopolkapitalistischen Systemen hin entwickeln und sich im Prozess dieser Entwicklung die Monopole mit dem Staat, mit den institutionellen Trägern staatlicher Macht mehr oder weniger eng verschmelzen. Dem ist in dieser Allgemeinheit aus historisch-empirischer Sicht nichts hinzu zu fügen.

Was Staatsmonopolismus genannt wurde und von Theoretikern der kommunistischen, teils auch der sozialistischen bzw. sozialdemokratischen Ideologie Ende des 18. Jahrhunderts bis in die 70er Jahre des 19. in Europa gesehen und propagiert wurde, war ein Versuch, die Beziehung zwischen Industrie und Politik zu verstehen, die zwei grausame Weltkriege möglich gemacht hatte.

Der sog. industriell-militärische Komplex hat in der Folge der beiden Weltkriege dann kurz nach dem Zusammenbruch Nazi-Deutschlands die große Weltwirtschaftskrise nach sich gezogen und besonders bei deutschen Sozialdemokraten eine frühe Euphorie entfacht, in der sie den Untergang des Kapitalismus‘ und den Beginn einer neuen, nicht privat-kapitalistischen Produktionsweise herauf ziehen sahen.

Zu jener Zeit galt es als ausgemacht, dass die fatale Entwicklung in den kapitalistischen Ländern weniger das Ergebnis der fundamentalen, ökonomischen Gesetzes des Marktes ist, also auch nicht allein mehr aus dem Fall der Profitrate resultiert, sondern nunmehr Ergebnis staatlicher Regulierungspolitik ist, die den Großunternehmen ihre immensen Monopolprofite garantiert, die also nicht mehr durch die im Wettbewerb zueinander stehenden Kapitale realisert wurden.

Was hier noch unwissenschaftliche Vermutung, abgeleitet aus alltäglicher Erfahrung, war, wurde im Verlaufe der folgenden Jahre durch statistische Meßverfahren operationalisiert. Wie in jedem Meßverfahren geht es auch hier nur um die konzentrationsrelevanten Tatbestände, die überhaupt quantifizierend erfassbar und in einem numerischen Ausdruck zu verallgemeinern sind.

In diese Meßverfahren eingedacht sind zwei grundsätzliche Annahmen. Einmal, dass der Wettbewerb um so schwächer wird, je geringer die Zahl der Marktteilnehmer wird. In diesem Fall spricht die Ökonomik von absoluter Unternehmenskonzentration.
Zum anderen, dass der Wettbewerb um so schwächer wird, je ungleichmäßiger die Verteilung des Gesamtmerkmalsbetrages auf die Marktteilnehmer wird; relative Konzentration oder Disparität genannt. Ob man nun den absoluten oder den relativen Konzentationsgrad einer Volkswirtschaft betrachtet ist dabei immer mit zu denken, dass dieser Wert eben der umgekehrte Wert bzw. die umgekehrte Entwicklung eines vollständigen Wettbewerbs darstellt, der aber selbst quantitativ nicht messbar ist.

Bei der Konzentration von Kapital handelt es sich bei Marx um den schlichten Vorgang des quantifizierbar wachsenden Einzelkapitals, also um eine absolute Kapitalkonzentration. Das Kapitalwachstum besteht durch Akkumulation von Profiten, d.h. in der Rückverwandlung von auf dem Markt realisertem Mehrwert aus Arbeit in Produktionskapital.

Dieser Akkumulationsprozess aber hat seine Grenzen. Aus gesamtökonomischer Sicht, die notwendigerweise mit einem Zeitfaktor, einem Stichtag oder eine Periode einhergeht, kann nicht mehr Profit akkumuliert werden, als in einer bestimmten Periode vor der Messung produziert und rückverwandelt wurde. Zum zweiten und damit verbunden begrenzt jedes Einzelkapital im Wettbewerb untereinander um den Profit auch die Akkumulationsfähigkeit der Einzelkapitale, was sich im realtiven Kapitalkonzentrationsgrad niederschlägt.

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[title]Begriffe – Anmerkungen – Titel – Autoren[/title]

Staatsmonopolismusabsolute Unternehmenskonzentrationrelative Konzentration/DisparitätAkkumulation


1 Hans Böckler: „Der Kapitalismus liegt in seinen letzten Zügen..“ und Fritz Tarnow: „Die Gegenwart geht schwanger mit einer neuen Ordnung des gesellschaftlichen Zusammenlebens…Es kann kein Zweifel sein, daß die Uhr der freien, privat-kapitalistischen Produktionsordnung abgelaufen ist.“ S. H.J.Brauns/U. Jäggi/K.P.Kisker/B. Zimmermann, SPD in der Krise, Frankfurt a.M. 1976, S. 31ff.
2 Vgl. auch den sog. Gini-Koeffizient. Maßgröße zur Kennzeichnung der relativen Konzentration. Ist das arithmetische Mittel der Werte x1, …, xn 0 wird das als normierter Gini-Koeffizient bezeichnet.


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