Konzentration – Konkurrenz

Die Grenzen absoulter und relativer Kapitalkonzentration bestehen prinzipiell für alle Marktteilnehmer und haben per se noch nichts mit politischen Einflüssen zu tun. Es sind, wie schon Marx herausfand, zunächst Phänomene der Kapitalakkumulation auf den jeweiligen Märkten, auf den Unternehmen im Wettbewerb unterwegs sind. Und Marx reflektierte auch den Unterschied zwischen Konzentration und Zentralisation, die keine Gegensätze bilden, sondern qualitative Übergänge innerhalb eines Kapitalakkumulationspozesses.

Geht es bei der Konzentration um die absolute Form der Kapitalakkumulation, so im Fall der Zentralisation um die relative. Anders gesagt, bei der Zentralisation von Kapital geht es um Kapitalzusammenschlüsse wie wir sie durch Übernahmen, Fusionen, Anteilskäufe etc. kennen. Hier finden also Kapitale zusammen und heben damit ihre individuelle Selbständigkeit auf.
Gleichzeitig sind damit auch die Grenzen der Kapitalakkumulation aufgehoben, mindest verschoben, und die realtive Wettbewerbssituation hat sich, rein quantitativ betrachtet, für die zusammengeschlossenen Unternehmen verbessert. Wir erinnern die enormen Schwierigkeiten bei Unternehmensfusionen und die heutigen Finanzmarktpräferenzen, die mit diesem Akkumulationsprozess kaum mehr dacore gehen – und kommen etwas später darauf zurück.

Die Frage, um die es bei der Zentralisierung von Kapitalen geht, ist vielschichtig, wie wir sehen werden. Eine Schicht wird in Form einer „Phasentheorie“ reflektiert, bei der es um historische Formen der Zentralisierung geht. Zentralisierung folgt dort auf die Phase der Konzentration als frühe Phase der Kapitalakkumulation. Dabei wird einmal auf das interne Unternehmenswachstum in Form des akkumulierten Kapitals fokussiert um sich dann in einer Phase starker Zentralisation historisch als Kartelle und in angelsächsischen Ländern als Trusts zu verwirklichen.

Die Bildung von Kartellen sind schon Krisenmechanismen, denn sie erscheinen vor allem in Phasen von Überkapazitäten und Absatzschwierigkeiten. Wenn man heute von Angebots- bzw. Nachfrageschocks1 spricht, dann reflektieren beide Termini ebenso eine jeweilige Krisensituation wie etwa die Ölkrise in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, oder den massiven Angebotsschock der Ölpreisverteuerung von 50 US-Dollar je Barrel im Januar 2007 auf fast 150 US-Dollar im Juli 2008.

Betrachtet man die Entwicklung um die Kartelle herum, dann kann man feststellen, dass besonders in Zeiten konjunktureller Schwäche Kartelle selbst wiederum in Krisen gerieten, in denen sich die stärkeren Kartell-Mitglieder auf Kosten der schwächeren gerne gerettet haben. Kartelle sind also nicht unabhängig von konjunkturellen Zyklen, wobei in hochindustrialisierten Staaten Kartelle nur noch in Teilen den ursprünglichen Katellierungsprozessen und -absichten entsprechen.

Das absolute wie relative Wachstum individueller Kapitale steht dabei nicht mehr allein und direkt im Vordergrund. Auch die Vielzahl der Kartell-Formen, die es heute gibt, manifestiert einen Atomisierungsvorgang bei der Kartellierung, der um so wichtiger geworden ist, als die Überwachungsinstitutionen in ihrer Arbeit erfolgreicher wurden.

Viele Vereinbarungen zwischen Unternehmen, aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen, informelle Treffen unter den Akteuren und sogar im Verein mit politischen Institutionen mit den gleichen Absichten, Wettbewerb zu verhindern, einzuschränken oder gar zu verfälschen, wie wir gerade mit der sog. Schummel-Software in der Automobilbranche erfahren durften, sind schwer zu ermitteln und juristisch über das Kartellrecht zu ahnden.

Was man aber festhalten darf, ist, dass seit Anfang der 70er Jahre das absolute Wachstum durch Kapitalakkumulation fast vollständig durch relatives Wachstum in Form von Fusionen, auch Teilfusionen in Form von Joint-ventures, abgelöst worden ist und damit die Bedeutung der Unternehmensbewertungen als Grundlage für Aktientausch und andere Formen der Refinanzierung über die börsennotierten Finanzmechanismen stark zugewonnen hat.

Ein Ergebnis der historischen Betrachtung ist sicherlich, dass in Phasen starker Konjunktur das Wachstum der absoluten Kapitalakkumulation in der Vergangenheit vorherrschte, während in konjunkturell schwachen Phasen Zentralisierungsprozesse, zudem noch eine Marktbereinigung hinzutritt, die mit jeder Insolvenz eines Unternehmens den Konzentrationsgrad erhöht.

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Subprime Markt


1 Nachfrageschock: Verschiebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch Veränderungen im privaten Konsum, im Staatskonsum, der Exporte, der Importe oder der Investitionen.
Angebotsschock: Verschiebung des gesamtwirtschaftlichen Angebots. Die Ursache sind Veränderungen in den Preisen der Produktionsfaktoren wie der Rohstoffe oder der Arbeitskraft – also der Löhne.

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